Manifest

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Wir sind:

Wir sind Menschen, die gerne arbeiten und unser Bestes geben, im Gesundheits­wesen, in der Bildung, im Sozialen, in der Verwaltung, im Kunstbetrieb, in der Wissenschaft oder in der Wirtschaft. Wir sind Menschen, die eigenverantwortlich und mit Herzblut unsere Arbeit tun wollen.

Wir wehren uns dagegen, dass unser Kerngeschäft zunehmend durch bürokratische Inhalte entwertet wird, die uns zu Leistungserbringerinnen, Statistikzulieferern, Formularausfüllern und Berichteverfasserinnen machen.

Für uns stehen die uns anvertrauten Menschen im Mittelpunkt. Wir verwenden unsere Zeit lieber für sie als für Qualitätsmanagement, Optimierungswut, Statistiken und Berichte, die am Ende keiner liest.

Wir fragen:

Was wird mit den erhobenen Daten gemacht? Wer liest sie? Wem bringen sie etwas?

Weiter fragen wir: Wie entsteht Motivation, womit zerstört man sie? Wo und wie wird die Arbeit und deren Erbringer wertgeschätzt? Was ist eine sinnlose, was eine sinnvolle Tätigkeit? Und wie wird eine Tätigkeit sinnerfüllt?

Wir halten fest:

In unseren anspruchsvollen Arbeitsfeldern müssen wir situationsgerecht und kreativ handeln. Dazu braucht es Gestaltungsfreiheit und Handlungsspielraum.

Wir wehren uns dagegen, unter Generalverdacht gestellt zu werden, dass wir inkom­petent und/oder faul und nur durch Misstrauen und Kontrolle zu Leistung zu bringen sind. Diese Haltung beleidigt und führt zur Aufblähung der Bürokratie. Die Kosten dafür gehen zu Lasten des Kernauftrags.

Wir empfinden Bürokratie und Administration zunehmend als missbräuchliche Macht­ausübung und ökonomisch kontraproduktive Manipulation, wodurch Emanzipation, Bildung und Selbst­bestimmung hintertrieben werden.

Durch Messung und falsche Anreize wird oft das Wesentliche einer Leistung ver­schlechtert. Daher lehnen wir künstlichen Wettbewerb ab und stehen dazu, dass wirkliche Qualität oft gar nicht messbar ist.

Immer mehr verschanzen sich die oberen Etagen hinter Labels, Checklisten, Experten, Statistiken und ausgelagerten Kompetenzen. Die permanente Fehlervermeidung führt zu menschlicher Kälte und dem Abschieben von Verantwortung.

Wir wollen wieder subjektive Verantwortung übernehmen statt mit Kennzahlen und Pseudoobjektivität zu neutralen Rädchen in einem anonymen System zu verkommen.

Wir glauben, dass im Interesse der Menschen und der Sache das Miteinander von Führungs- und Feldkompetenz möglich ist und zu menschengerechten Lösungen führt.

Wir vermuten, dass übergeordnete Stellen an guten Lösungen interessiert sind. Es fehlt aber oft das Wissen über die konkrete Situation im Alltag. Auf Grund unserer Nähe zu den Menschen und den Aufgaben wollen wir darum in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Wir appellieren:

Reduzieren wir die Administration auf das notwendige Minimum.

Entziehen wir uns, wenn immer möglich, dem Zugriff der Manipulation, Bürokratisie­rung und Überkontrolle.

Taten statt Daten!

Erstunterzeichnende:

Teilnehmende und Mitgestaltende der Initial-Tagung „Zur Sache! – Die Fesseln der Bürokratie sprengen“ von www.adminus.ch, 25. Oktober 2014 in Zürich

Esther Wydler – Linard Bardill – Christof Arn – Sina Bardill – Hermann Knoll – Peter Hablützel – Walter Gabriel – Robert Merz – Margrit Dobler – Susi Zeller – Claudia Lobsiger

MANIFEST UND PETITION UNTERZEICHNEN: hier klicken: wp.adminus.ch/petition

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Bürokratie: Ähnliches mit Ähnlichem bekämpfen

Entnervt von den Kontrollen, bei denen Bauern mit industriellen Produzenten über eine Leiste geschlagen werden, hat der Südbündner Biobauer Markus Lanfranchi zu einem «Befreiungsschlägli» ausgeholt. Er hat zwei Formulare kreiert, mit denen die Arbeit der Kontrolleure überprüft wird.

Archiviert werden sie von der Bauerngewerkschaft Uniterre, was die Identifikation schwarzer Schafe unter den Kontrolleuren erleichtert. Es gibt nämlich auch solche, die ihre Kontrollen je nach Sympathie ganz unterschiedlich durchführen.

Mit dem nachfolgenden Text hat Markus Lanfranchi seine Idee im Bekanntenkreis und in kritischen bäuerlichen Organisationen lanciert:

Überprüfte überprüfen Überprüfer

Mit dem so genannten Strukturwandel in der Landwirtschaft, geben zunehmend bodenferne Kräfte den Ton an: während Fahr- und Flugzeuge unbehindert Lärm und Gestank verursachen, die Agrarindustrie mit ihren unberechenbaren Chemikalien und Genspielereien Leben aller Art auslöscht, multinationale Lebensmittelverarbeiter krank machende oder gar tödliche Lebens-Mittel auf die Märkte bringen, Böden unbehelligt versiegelt werden dürfen und der bäuerlichen Landwirtschaft den Garaus machen, scheint es kaum Mächte zu geben, welche sich von der allgegenwärtigen Raubtiermentalität distanzieren und sich an den gesunden Menschenverstand erinnern. Selbst «unser» Kind BioSuisse und die mit ihr verbundene Forschungsanstalt Fibl haben die Seite gewechselt und spielen heute in der «Superliga» ums grosse Geld!

So sind wir ohne grosse Hilfe von aussen dem enormen Druck der Kontrollinstanzen ausgesetzt, welche kaum einen Unterschied machen, ob es sich, bei den zu Kontrollierenden nun um industrielle Anlagen oder bäuerliche Höfe handelt. Wir stehen mit unseren organisch gewachsenen Strukturen im direkten Wettbewerb mit der Industrie. Entscheidend wichtig ist es nun Wege zu finden unserer Ohnmacht in Sachen «Kontrollen aller Art» etwas entgegenzusetzen. Hierfür haben wir ein Formular entworfen, das helfen soll, einerseits den einzelnen Kontrolleuren nicht die gesamte Macht zu überlassen und andererseits unsere Position schwarz auf weiss mit zu teilen.

So können wir persönliche Angriffe beider Seiten eher verhindern, um einen Austausch in gegenseitigem Respekt zu führen.

 

Welche Bäuerin, welcher Bauer kennt das nicht, mitten im Tagesgeschehen mit oder ohne Anruf: Betriebskontrolle!

Jemand aus unserem Umfeld hat beim Kantonstierarzt Tierschutzbedenken angemeldet, die Umsetzung der Bioverordnungen angezweifelt oder die Verarbeitung, den Hofverkauf beanstandet, Belästigungen angemeldet durch Geruch, Gekrähe, Geläut, optischer Natur und so weiter. Dann heisst es eben: Kontrolle, oder anders herum: unser Staatsapparat will der «Kontrollitis» nicht Einhalt gebieten.

Meistens kommt dann ein Herr, eine Frau,welcher/e die Situation prüft. Da wird es ernst. Kommen wir als Bauern noch zu Wort – sind wir schon vorverurteilt? Wird die Gesamtsituation berücksichtigt? Werden unsere Argumente ernsthaft angehört? Haben wir das Gefühl, die Kontrollperson habe Sachkenntnis? Werden wir gebührend respektiert?

Diese und andere Fragen und ausstehende Antworten bleiben uns Vielkontrollierten meistens im Hals stecken. Zurück bleiben nicht selten Frustration und Wut.

Dies kann nicht im Interesse der Kontrollinstanzen sein und noch viel weniger im Interesse von uns Bauern.

Deshalb bieten wir diese Formulare über verschiedene Foren und Webseiten (hier download):

http://blauzungenimpfung.ch

http://tsg-referendum.ch

www.agrarinfo.ch

…oder per e-mail bei sm.lanfranchi@bluewin.ch

 

Einfach anklicken, ausdrucken, ausfüllen und die Kopie an: Bauerngewerkschaft Uniterre, Av. du Grammont 9, 1007 Lausanne senden. Je mehr wir Bauern dies tun werden, um so mehr werden die Kontrolleure einen konstruktiven Dialog suchen… und wir sind unsere negativen Gefühle los.

Von der Politik und den Ämtern können wir nicht erwarten, dass sie die positive Befindlichkeit der Bauern fördern. Deshalb tun wir das in Eigenverantwortung!

 

(Die beiden Formulare, eines für Betriebskontrolle und ein anderes für Tierarztbesuche, enthalten Positionen wie

• Der Tierarzt respektiert ethisch/moralische zwischenmenschliche Umgangsformen und bezieht den Tierhalter in die Mitentscheidung der ev. Behandlung seines Tieres ein.

• Wurde ich angehört?

• Fühle ich mich vorverurteilt?

Die Formulare werden von von den Kontrolleuren und den betroffenen Landwirten unterschrieben.)    CP

Qualitätskontrolle: einfach irgendetwas aufgeschrieben

Ich führte während fast 40 Jahren eine Emmentaler Käserei. Dabei war ich sehr aktiv in der Qualitätssicherung tätig. Wir erarbeiteten in Erfahrungsaustausch-Gruppen ein sehr effektives und einfaches Qualitäts-Management, und der Erfolg war sehr gut. Die Emmentaler-Qualität in den 90er Jahren war so hoch wie nie zuvor (über 90 % Spitzenqualität). Dann wurde der EWR bachab geschickt und die Schweiz war gezwungen, das Qualitätssicherungssystem der EU fünf Jahre vor der EU einzuführen, sonst hätten wir kein Kilogramm Käse mehr exportieren können.
Dieses neue System war sehr kompliziert und basierte auf unendlich vielen Aufzeichnungen, wodurch mein Sohn und Nachfolger nicht mehr in der Lage war, die nötigen chemischen Analysen für die Qualitätssicherung auszuführen. Seine Aufzeichnungen basierten nicht mehr auf effektiven Werten, sondern er notierte einfach irgendetwas, um die Aufzeichnungen bei den Kontrollen vorzeigen zu können.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie verheerend die Bürokratie ist, aber auch, dass unser Abseitsstehen langfristig auch nicht die ideale Lösung ist. Wir müssen die Vorschriften der EU buchstabengetreu umsetzen, ohne auch nur «Paps» dazu sagen zu können.

(Der Autor, ein pensionierter Käsermeister, ist Adminus bekannt)